CRAFT OF CREATION | Mat Kubaj

Seine Innenräume erzählen Geschichten. Sie sind reich an Vintage-Design, Kunst und Gegenständen mit Seele, während die zurückhaltende Farbpalette den perfekten Rahmen bietet, um Strukturen, Schichten und Details sichtbar werden zu lassen. Jedes Projekt ist für ihn ein Prozess — individuell, organisch, geprägt von Achtsamkeit und Authentizität. Mat Kubaj — bildender Künstler, Innenarchitekt und Maler — vereint in seiner Arbeit Intuition mit tiefem Respekt für die Bedürfnisse der Menschen und die Geschichte der Räume, die er gestaltet. Im Gespräch mit OMNIRES erläutert er, worauf es beim Design wirklich ankommt und wie sich Harmonie zwischen Funktion, Form und Emotionen erreichen lässt.

 

Fotos und Videos: ZASOBY STUDIO  |  Gespräch: Redaktionsteam von OMNIRES

ORGANISCHE EINFACHHEIT

In den Innenräumen von Mat Kubaj spielen natürliche Materialien und eine zurückhaltende Farbpalette die Hauptrolle. Erdfarben dominieren — Töne, die sich sanft einfügen und harmonisch mit dem Raum verschmelzen. Leinen, Holz, Stein und atmende Stoffe verleihen den Räumen Leben und Wärme. Minimalistische Details, wie Armaturen aus der Y-Kollektion, fügen sich dezent ins Gesamtbild ein, während edle Oberflächen in Antikkupfer gebürstet, Graphit gebürstet oder Chrom eine Atmosphäre von Ruhe und zeitloser Eleganz schaffen. Farbe ist für Mat kein Selbstzweck — sie ergänzt den Raum, ohne den Ton anzugeben. Genau diese Zurückhaltung und organische Ästhetik lassen die Räume über die Zeit hinweg ihre volle Reife entfalten.

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Wie startet dein kreativer Designprozess?

Mein Designprozess beginnt immer mit dem Ort — mit dem Gebäude, seiner Architektur, seinem Charakter, seiner Geschichte. Für mich ist Authentizität entscheidend: Der Innenraum muss im Einklang mit seiner Umgebung und dem Gefüge stehen, in das er eingebettet ist. Ich schaffe keine Pariser Mietshäuser in modernen Apartment-Hochhäusern. Arbeite ich hingegen mit einem Gebäude aus den 1960er Jahren, lasse ich gerne den Geist der Moderne auf Vintage-Akzente treffen. Diese Harmonie bildet das Fundament meiner Arbeit. Erst danach folgt das Gespräch mit dem Kunden. Ich lerne ihn kennen, höre die Geschichten, die er im Raum erzählen möchte. Häufig starten wir mit konkreten Objekten — Bildern, Skulpturen oder Familienandenken. Daraus entsteht der erste Faden der Erzählung. Für mich ist Design mehr als Schaffen: Es ist Begleitung, Fürsorge, der Aufbau einer Beziehung – oft einer sehr engen. Jeder Raum erzählt dadurch nicht nur eine Geschichte, er wird lebendig und persönlich.


Wie hat sich dein Stil im Laufe der Jahre entwickelt?

Mein Stil hat sich im Laufe der Jahre stark entwickelt — schließlich entwickle auch ich mich ständig weiter. Menschen reifen, verändern sich, und genau das spiegelt sich in meiner Arbeit wider. Doch eines bleibt unverändert: Jeder Innenraum muss eine Geschichte erzählen — ehrlich, authentisch, voller Seele. Deshalb sind meine Projekte geprägt von Vintage-Design, Kunst und sorgfältig ausgewählten Gegenständen, die Charakter besitzen. Besonders gern arbeite ich in alten Mietshäusern, deren Geschichte bereits in den Mauern verankert ist. Diese Elemente verbinde ich mit modernem Design, um einen spannenden Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schaffen. Mir ist es wichtig, dass Innenräume zeitlos sind. Trends können Akzente setzen, aber sie bestimmen niemals den Kern eines Projekts. Ich erschaffe ruhige, harmonische Räume, inspiriert von der japanischen Philosophie der Ausgewogenheit und Achtsamkeit. Natürliche Materialien, eine gedämpfte Farbpalette, Qualität und schlichte Eleganz — das ist für mich entscheidend.

 

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Verwendest du Materialboards?

Für mich ist das Materialboard von zentraler Bedeutung — ein echtes Werkzeug für die Sinne. Auf einem Tisch kann ich das gesamte Projekt entfalten: von Tapetenmustern über Stoffe, Holz und Stein bis hin zu Armaturen. Ich kreiere haptische, sinnliche Moodboards voller Texturen. Dazu gehören auch meine handgewebten Teppiche aus Wolle und Seide, die meine Bilder auf Textilien übertragen. Es geht nicht nur um Farbkompositionen — es sind ganze Geschichten, die aus Materialien gewebt werden. Oft ergänze ich das Erlebnis durch einen subtilen Duft, eine Nuance von Innenraum-Papier oder natürlichen Ölen, die den Raum auf allen Ebenen erfahrbar machen.


Welche Rolle spielen die Sinne in deiner Arbeit?

Für viele wird es oft vergessen, für mich ist es jedoch grundlegend: Innenräume erleben wir mit allen Sinnen — mit Tastsinn, Geruchssinn und Sehsinn. Ein Sessel muss bequem sein, die Stoffe natürlich und angenehm anzufassen, die Luft sollte nach Zuhause duften. Einmal wurde gesagt, meine Räume hätten keine Farben — und da ist etwas Wahres dran. Sie arbeiten mit einer zurückhaltenden Farbpalette, dafür aber mit einer reichen Vielfalt an Texturen und Strukturen: alte Vasen, Leinenvorhänge, handgeöltes Holz, roher Stein, Metall. All diese Elemente zusammen schaffen eine vielschichtige, subtile Komposition, die man spürt, auch wenn man sie nicht sofort sieht. Licht ist der nächste Held: diffus, warm, weich – es unterstreicht die Sanftheit und Tiefe des Raumes auf unvergleichliche Weise

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Was möchtest du, dass Menschen in den von dir gestalteten Innenräumen fühlen?

Ruhe. Das ist für mich das Wichtigste. In einer Welt voller Reize — Stadtlärm, Werbung, Bildschirm über Bildschirm — sollte ein Zuhause ein echter Zufluchtsort sein: ein Ort, an dem wir durchatmen, uns erholen und einfach wir selbst sein können. Für mich gibt es kein größeres Kompliment, als wenn jemand sagt, dass er in einem von mir gestalteten Raum Ruhe empfindet. Deshalb muss der Innenraum sanft und beruhigend wirken, fast wie in einem Spa — gedämpftes Licht, tiefe, harmonische Farben. Wenn wir uns in Wellnessbereichen so fühlen können, warum nicht auch in den eigenen vier Wänden?

Was wirkt in deinem Schaffen im Schatten, aber gibt ihr Bedeutung?


Details. Elemente, die auf den ersten Blick leicht übersehen werden, aber ohne die das Projekt nie vollständig wäre. Sei es, wie Wandleuchten scheinbar aus einem Bild „herauswachsen“, wie ein Kamin die Linie eines Möbelstücks aufgreift oder wie die Form eines Tisches sich aus der Struktur eines Teppichs entwickelt — diese Details führen einen stillen, harmonischen Dialog. Oft sind sie speziell für den jeweiligen Raum entworfen: bewusst, durchdacht und fest in das Gesamtkonzept eingebettet. Auch wenn sie nicht sofort ins Auge fallen, prägen sie subtil die Atmosphäre und machen den Raum einzigartig spürbar.

INNENRÄUME, DIE AUS DEM DIALOG ENTSTEHEN

Mat Kubaj sieht Design als einen Prozess, der auf Geduld, Offenheit und Achtsamkeit basiert — eine gemeinsame Suche nach einem Stil, der die Persönlichkeit und Identität der zukünftigen Nutzer perfekt widerspiegelt. Ein solcher Innenraum entsteht niemals aus einem Katalog. Er fügt sich organisch zusammen und kristallisiert sich als Antwort auf die Bedürfnisse und Sensibilität der Menschen, die stets im Mittelpunkt stehen.

Es geht nicht darum, etwas völlig Neues zu erfinden — sondern darum, authentisch zu sein. Nicht zu kopieren, sondern aus dem Inneren heraus zu gestalten, jenseits von Trends und Modeerscheinungen. Zeitlos. Echtes Design, das Bestand hat.

Im Herbst eröffnet im Warschauer Stadtteil Powiśle ein OMNIRES-Showroom, der nicht nur das Portfolio der Marke präsentiert, sondern auch originelle Materialkompositionen charismatischer polnischer Innenarchitekten — darunter auch von Mat Kubaj. Sein Materialboard spiegelt nicht nur seine Sensibilität und den unverwechselbaren ästhetischen Stil wider, sondern wird selbst zu einer Quelle der Inspiration: eine Komposition aus Emotionen und Geschichten, die man in die eigenen Räume übertragen kann. Ein besonderer Akzent in Mats Kompositionen sind die Armaturen aus der Y-Kollektion mit edlen Oberflächen aus gebürstetem Antikkupfer, gebürstetem Graphit und glänzendem Chrom. Ihre minimalistischen Formen fügen sich dezent ein und betonen zugleich die Zurückhaltung, Organik und Zeitlosigkeit der gesamten Gestaltung.