CRAFT OF CREATION | Finch Studio

Die von Magda Kwoczka vom Finch Studio entworfenen Projekte sind einzigartig und dennoch stimmig – geprägt von harmonischen Proportionen, einem zentralen Leitmotiv und sorgfältig ausgewählten Details. Ihre Herangehensweise vereint Sensibilität und Einfühlungsvermögen für das Briefing des Kunden mit dem Mut, unkonventionelle Lösungen vorzuschlagen. Dabei gelingt es ihr, die Komposition durch die geschickte Abstimmung von Oberflächen innerhalb einer Basispalette, wie etwa die mattweißen Armaturen der Y-Kollektion, auszubalancieren. Für Magdalena spielen Farben und Texturen eine entscheidende Rolle: Sie schaffen eine einheitliche, emotionale Erzählung. Ihr Ziel ist es, jeden Innenraum authentisch, individuell und ausdrucksstark zu gestalten – wie eine Geschichte, die eigens für seine Bewohner geschrieben wurde. Im Gespräch mit OMNIRES betont sie, wie wichtig es ist, Räume zu entwickeln, die auf den Menschen zugeschnitten sind, und jedes Detail vom ersten Konzept bis zur ästhetischen Vollendung des Raums sorgfältig zu bedenken.

 

Fotos und Videos: ZASOBY STUDIO  |  Gespräch: Redaktionsteam von OMNIRES

IM FOKUS DER AUFMERKSAMKEIT

Im Zentrum ihrer Entwürfe steht stets ein Leitmotiv – sei es ein markanter Sessel in Bonbonrosa, ein Möbelstück mit außergewöhnlicher Form oder ein architektonisches Detail, das zum Ausgangspunkt für die Gestaltung des gesamten Raumes wird. Dieser Impuls gibt dem Konzept die Richtung vor und beeinflusst alle weiteren Designentscheidungen. Rund um dieses Motiv entwickelt sich die Geschichte des Innenraums durch die sorgfältige Auswahl von Farben, Materialien und Proportionen. Es gibt keine festen Regeln, sondern vielmehr eine intuitive Inspiration, die Magda in ihrem kreativen Prozess begleitet. Für sie ist jeder Raum ein lebendiger Organismus – fähig, zu inspirieren, die Stimmung zu heben und das authentische Wesen seiner Bewohner widerzuspiegeln.

Image

Wie ist die Farbgestaltung und der unverwechselbare Charakter deines Büros entstanden?

Jedes Element in meinem Büro erzählt seine eigene Geschichte. Ich plane es nicht im Voraus, sondern wähle Stück für Stück spontan aus. Farben gefallen mir, aber meine Arbeit wird nicht von dem Wunsch bestimmt, eine bestimmte Farbe einzusetzen. Das Büro ist mein eigener Raum, zugleich aber auch ein Ort für Kundengespräche – deshalb sollte es mit mir in Resonanz treten und zeigen, wer ich bin. Ursprünglich war der Raum weiß – als Basis – und die Farben kamen später hinzu, um Energie zu verleihen, den Raum zu gestalten und einen harmonischen Hintergrund zu schaffen. Es ist ein lebendiger Raum, der sich gemeinsam mit mir verändern kann – je nachdem, was mich in diesem Moment inspiriert oder welche Stimmung ich gerade fühle.


Welche Rolle spielen Farben in deiner Arbeit?

Für mich ist die Farbauswahl entscheidend. Sie nimmt zwar viel Zeit in Anspruch, doch betrachte ich dies nicht als Schwierigkeit. Ich analysiere die Farben sehr genau, damit sie harmonisch miteinander wirken und die Atmosphäre des Raumes widerspiegeln. Bei jedem Innenraumprojekt überlege ich sorgfältig, wie die einzelnen Farbtöne zusammenwirken und welchen Gesamteindruck sie erzeugen. Eine zusätzliche Herausforderung stellt die Arbeit an einem spezifischen Ort dar – unter bestimmten Wetterbedingungen oder in einer besonderen geografischen Umgebung –, denn diese Faktoren beeinflussen den gesamten Gestaltungsprozess erheblich. Ein gutes Beispiel dafür ist ein Projekt in Florida: Dort wirken der blaue Himmel, intensive Farben, die starke Sonneneinstrahlung und hohe Temperaturen dafür, dass die Farbpalette völlig anders wahrgenommen wird als in Polen.

 

Image

Welche Werkzeuge verwendest du bei deiner Arbeit?

Als ich jünger war, habe ich viel gezeichnet – das ist die Grundlage meiner Arbeit. Skizzen entstehen intuitiv und schnell; sie sind nie detailliert, sondern fangen einzelne Bewegungen ein, die eine Idee sichtbar machen. Um zu prüfen, wie etwas im Maßstab 1:1 wirkt, fertige ich Prototypen an. Bei Kundenprojekten besuche ich Tischlereien und begleite die Umsetzung, sodass noch Anpassungen der Proportionen möglich sind – etwas kann dicker oder schlanker gestaltet werden. Doch alles beginnt mit einer lockeren Skizze. Eine meiner Zeichnungen zeigt, wie ich den Raum direkt nach dem ersten Gespräch mit dem Kunden wahrgenommen habe – intuitiv, spontan und als Ausgangspunkt für die spätere Gestaltung. Arbeiten mit der Hand ist für mich besonders ehrlich und erlaubt es, etwas wirklich Eigenes zu schaffen.


Arbeitest du mit Materialboards?

Die Vorbereitung von Materialboards spielt für mich eine zentrale Rolle, ebenso wie die Überprüfung aller Elemente in Echtzeit. Ich teste die Materialien persönlich – ich fühle sie, beobachte ihre Wirkung und ihr Verhalten in der Praxis. Visualisierungen verwende ich nicht; stattdessen treffe ich mich mit dem Kunden, bestelle alle Materialien und überprüfe, ob sie den Erwartungen entsprechen. Es ist wichtig, die Oberflächen zu berühren und zu sehen, wie sie miteinander harmonieren. Auch das lose Zusammenstellen von Materialien hilft, sich den späteren Innenraum vorzustellen. So kann ich das Endergebnis so genau wie möglich einschätzen und sicherstellen, dass alle Elemente in perfektem Einklang zueinanderstehen.

Image

Wie stellst du deinen Kunden deine Vision vor?

Ich betrachte meine Vision nicht als den wichtigsten Aspekt des Projekts. Ich dränge sie dem Kunden nicht auf, sondern arbeite innerhalb eines Stils, mit dem ich mich selbst wohlfühle und identifiziere. In der Regel kommen Menschen zu mir, die bereits in gewisser Weise mit meiner Ästhetik resonieren. Gelegentlich jedoch versuche ich, Kunden von bestimmten Lösungen zu überzeugen, wodurch ein Überraschungseffekt entstehen kann. Selbst wenn ich das Briefing und die Inspirationen des Kunden gut verstehe, weiche ich bei der Konzeptentwicklung bewusst von den Erwartungen ab. Anfangs kann das schockierend wirken. Manchmal bleibt dieser Eindruck bestehen, und wir kehren zu den ursprünglichen Vorstellungen zurück. Oft jedoch erkennt der Kunde nach dem ersten Moment den Mehrwert, und wir entwickeln das Konzept gemeinsam weiter.

 

Was möchtest du, dass die Menschen in den von dir gestalteten Innenräumen empfinden?

Das ist eine sehr zentrale Frage. Ich möchte, dass sich Menschen besonders fühlen, wenn sie die von mir gestalteten Räume betreten. Der Innenraum soll sie unterstreichen, ihre Stimmung heben und ein Gefühl von Wohlbefinden vermitteln – jeder soll sich darin wie ein Star fühlen. Menschen können den Raum als Oase der Ruhe erleben oder seine Energie spüren. Das Entscheidende ist, dass der Innenraum sowohl den Erwartungen der Nutzer entspricht als auch meine eigene ästhetische Identität widerspiegelt. Ich liebe diese Innenräume wirklich – sie sind wie lebendige Wesen, mit denen ich eine Verbindung eingehe, und am Ende fällt mir der Abschied oft schwer. Wenn das Projekt erfolgreich ist und der Kunde zufrieden, empfinde ich gleichzeitig Freude und eine leichte Melancholie, dass dieses kreative Abenteuer vorübergeht.

DIE KRAFT DER EINZIGARTIGKEIT

Für Magda Kwoczka ist Individualität die treibende Kraft, die ihren Projekten einen unverwechselbaren Charakter verleiht. Jedes von ihr selbst entworfene Möbelstück, jede Form, die aus einer spontanen Skizze entsteht, wird zum greifbaren Beweis dafür, dass Design eine persönliche, einzigartige Geschichte erzählen kann. Genau diese Einzigartigkeit – gepaart mit der Freude über den Moment, in dem eine Vision Wirklichkeit wird – verleiht den Innenräumen ihre Seele und macht den Gestaltungsprozess zu einer Kunst, die den Menschen berührt.

Für mich ist Individualität der zentrale Wert beim Gestalten: Unsere Objekte und Projekte sollen Details enthalten, die einzig für eine bestimmte Person geschaffen wurden und die nirgendwo sonst zu finden sind.

Im Herbst eröffnet im Warschauer Stadtteil Powiśle ein OMNIRES-Showroom, der nicht nur das Portfolio der Marke präsentiert, sondern auch originelle Materialkompositionen charismatischer polnischer Innenarchitekten – darunter Magdalena Kwoczka vom Finch Studio. Ihr Materialboard ist eine Hommage an Mut und das Durchbrechen gewohnter Schemata. Ausgangspunkt war ein privates Badezimmerprojekt – ein Raum voller intensiver Farben, Strukturen und Retro-Atmosphäre. Die Komposition entfaltet sich als kraftvolles, dynamisches Narrativ voller überraschender Kontraste. Besonders hervorstechend sind die Armaturen aus der Y-Kollektion in satiniertem Weiß, deren minimalistische Formen einen subtilen Gegenpol zum lebendigen Zusammenspiel von Farben und Materialien bilden.